Episoden und Begegnungen

eingestellt am 23.2.25 – und in der Folge immer mal wieder ergänzt mit neuen Begegnungen (zuletzt im Herbst 25)

„Das gefällt ihm, das sieht man!“

Gemeinsam mit meiner Begleiterin fahren wir im Münsterland an einem Sonnentag über Radwege durch die Landschaft.

Dann kommt eine andere Radlerin mittleren Alters von hinten und fährt eine Weile neben meiner Begleitung hinter mir und spricht sie an, woher wir kämen und dass das ja ein tolles Dreirad sei.

Meine Begleiterin erwidert dass es uns halt die Möglichkeit eröffne, gemeinsame Touren mit den Rädern zu unternehmen, und wir das oft bei schönem Wetter ausnutzten.

Dann sag die Dame zu meiner Begleiterin: „Ja, das gefällt ihm, nicht? – Das sieht man!“ –

Das erzählt mir meine Begleiterin später und wir wundern uns, warum die Dame das nicht mir gesagt hat, sondern meiner Begleiterin. Dachte sie aufgrund des Dreirades und des mich von hinten auf diesem sitzend Sehens, dass ich wohl auch geistig behindert sei, und man mit mir deshalb nicht direkt, sondern nur über meine „Betreuerin“ reden könne?

Wie dem auch sei, wurde dies danach zu einem geflügelten Wort von uns: „Das macht er gerne, nicht? Das sieht man!“

Nicht ärgern, nur wundern!

Wir fahren mit dem Zug von Bad Nauheim zum Hauptbahnhof in Frankfurt/Mail, um die dort ankommenden Kinder meiner sehr attraktiven Begleiterin abzuholen.

Als wir dort von einem Gleis zum anderen gehen, wo die Kinder ankommen sollen, wird meine Begleiterin von 3 jungen Männern umringt, und von einem dieser angesprochen.

Sie schaut sich hilfesuchend zu mir um, doch werde ich durch die beiden anderen jungen Männern abgeschirmt. Übrigens offensichtlich ohne „Migrationshintergrund“ – irgendwie blöd, dass man das erwähnen muss, aber es war halt so! Und Vorurteilen sollte hier vorgebeugt werden.

Als der Typ weiter auf sie einredet und sie sich wieder zu mir umdreht, dränge ich mich energisch an den anderen beiden Typen vorbei und stelle mich dicht neben meine Begleiterin. Darauf der Aufdringliche, mich sehr abfällig musternd: „Und der gehört jetzt etwa dazu?“.

Aber er lässt von ihr ab und wir können weitergehen, um ihre Kinder in Empfang zu nehmen …

Sie immer mit Ihren Sonderwünschen!

Nach der Heimkehr nach Marburg aus diversen Rehabilitationskuren, bekam ich etwa im Frühjahr 2005 Besuch vom Medizinischem Dienst der Krankenkassen (MdK) und erhielt nach Begutachtung und Befragung die „Pflegestufe 1“.

Bei Rückkehr aus meinem Weihnachtsurlaub 2006, damals wieder einige Monate arbeitend und knapp ein Jahr nach der Erstbegutachtung – lag ein Brief in meinem Briefkasten, dass die Pflegestufe überprüft werden müsse: „Bitte seien Sie am 5.1.2006 mit Ihrer Betreuungsperson von 8.00-17.00 Uhr zu Hause!“ Am folgenden Tag rief ich die angegebene Nummer vom Büro aus an, und fragte, ob sie die Zeit nicht eingrenzen könnten, da ich wieder erwerbsfähig sei. „Nein!“, wurde erwidert, „seien Sie bitte vom 8.00-17.00 Uhr da! Wir können nicht sagen, wann der MdK bei Ihnen sein kann.“ – „Wie soll ich das denn tun? Ich arbeite!“ Ob es denn nicht gehe, nach meiner Arbeitszeit, also nach 17.00 Uhr zu kommen? „Nein!“, hieß es schnell und bestimmt, „Der MdK arbeitet so lange nicht!“. Und dann kam ein bemerkenswerter Satz: „Sie immer mit Ihren Sonderwünschen!“ – „Entschuldigung, aber mit meinen „Sonderwünschen“ finanziere ich auch Ihren Dienst!“, war meine Replik.

Schließlich wurde verabredet, dass ich um 16.30 Uhr zu Hause sein solle, was ich versprach. Am fraglichen Tag beendete ich meine Arbeit etwas früher, und war tatsächlich rechtzeitig zu Hause. Dort erfuhr ich von meinem Anrufbeantworter, dass der Gutachter heute leider nicht kommen könne. Na toll!

Also rief ich am Folgetag erneut beim MdK an, und vereinbarte einen Termin für einen der Folgetage vormittags um 10.00 Uhr.

Also vereinbarte ich mit meinem Chef, an dem Tag zunächst von zu Hause zu arbeiten, und dann nach dem MdK-Besuch erst ins Büro zu kommen.

Und so saß ich am entsprechenden Tag zu Hause mit meinem Notebook am Schreibtisch und erwartete den MdK:

  • Es wurde 10.00 Uhr: nichts!
  • Es wurde 10.30 Uhr; nichts!
  • Es wurde 11.00 Uhr: nichts!
  • Gegen 11.30 Uhr rief mein Kollege aus dem Büro an, der MdK hätte versucht, mich dort zu erreichen: Sie könnten auch heute leider nicht kommen!

Aber aller „guten“ (?) Dinge sind bekanntlich: DREI! Also wieder d0rt angerufen. Ich sagte dann auch, ich bräuchte die Pflegestufe nicht mehr – sie sollten mir diese einfach entziehen. „Nein!“, schallte es energisch zurück, „Das geht nicht! Wir müssen Sie zuerst sehen!“

Also der nächste Versuch wurde vereinbart, und was soll ich sagen: Dieses Mal klappte es, und wir stellten nach kurzem und intensivem Gespräch fest, dass ich keiner Pflegestufe mehr bedürfe.

Sicher ist das in den letzten 20 Jahren auch für erwerbstätige Schwerbehinderte VIEL einfacher und „arbeitnehmer-„, also „kunden-freundlicher“ geworden! Q.e.d. – oder etwa nicht? Falls nicht: Wie soll man auch darauf kommen, dass Schwerbehinderte sich nicht im Bett pflegen lassen, sondern stattdessen das Sozialsystem mitfinanzierend arbeiten, also noch „Arbeit nehmen“ statt lediglich „Pflegekräften Arbeit zu geben“? Das kann doch keiner voraussehen!

Übrigens, wenn ich in 2026 in Rente gehe, werde ich genau das noch gut 20 Jahre MIT SCHWERBEHINDERUNG getan haben. Und sicher bin ich nur EINER VON VIELEN!!!

Von radfahrenden Rasern und Dränglern- ja, die gibt es!

An einem sonnigen Tag fahre ich rechtsrheinisch mit meinem Dreirad von Oberkassel Richtung Königswinter. An einer Stelle fährt vor mir ein Vater mit seinen Kind – ich fahre entsprechend vorsichtig, da ich weiß, dass das Kind sich erschrecken oder einfach einen Schlenker machen könnte.

Als die Strecke ein Überholen zulässt, gebe ich Gas und überhole zuerst den Vater und dann seinen (vielleicht dreijährigen) Sohn.

Mir kommt, als ich gerade am Kind vorbei bin, ein Rennrad entgegen, dessen Fahrer mir ein „Aus dem Weg!!!“ entgegenblökt.

Ich rufe zurück, was das solle.

Nun überholen mich von hinten zwei weitere Rennräder, und die voranfahrende Frau ruft mir zu: „Man kann ja auch rechts fahren“ – Ich antworte, dass ich ja auch mal überholen müsse, aber sie ist schon weg.

Vermutlich würde sie auch entsprechend mit Lichthupe auf der Autobahn drängeln?

Wie kommt jemand darauf, Radfahrende könnten (nur) „nette und rücksichtsvolle“ Mitmenschen sein?

Sie sind eher ein Querschnitt der Gesellschaft – wie alle anderen auch!

Und im Zug?

Ich steige in Hamm (Westfalen) in den Zug nach Altenbeken. Der Zug ist ziemlich voll, der Gang mit Koffern besetzt und ich schlängele mich mit meinem Rollkoffer durch den Gang.

Dann komme ich an eine Vierergruppe mit Zeichen für Behinderte und Schwangere, auf der eine mittelalterige Dame und ein jüngeres Mädchen sich gegenüber sitzen. Ich bitte die mittelalterliche Dame, ein wenig zusammenzurücken, damit auch ich mich setzen kann.

Sie erwidert, dass da noch ihr Hund sei (auf dem ihr benachbarten Platz – ein mittelgroßer Pudel) .

Ich weise sie darauf hin, dass ich auch auf das Behindertenzeichen zeigend sagen könnte: „Stehen Sie bitte auf – ich bin schwerbehindert“. Sie nimmt ihren Hund auf den Schoss und ich kann mich setzen. Als ich in Altenbeken an die Tür gehe, um auszusteigen, steht sie ebenfalls dort, würdigt mich keines Blickes und guckt genervt zur Seite. Ich verkneife mir ein: „Ich weiß, dass es eine Zumutung ist, Ihrem Hund seinen Sitzplatz wegzunehmen. Ich werde es künftig vermeiden“

Aber auch …

In Köln/Deutz muss ich umsteigen – von Gleis 5 auf Gleis 2 – das ist doof, da ich an Gleis 5 eine laaange Treppe mit den Rollkoffer runterlaufen muss – und das Geländer auch noch mit Taubenscheiße verschmiert ist.

Als ich die oberste Stufe in Angriff nehme, fragt mich ein junger Mann, ob er mir helfen könne. Ich sage, dass er mir gerne den Koffer zum Fuß der Treppe tragen könne.

Dies tut er, wartet auf dem Mittelabsatz der Treppe mit vier Absätzen auf mich, und dann erneut am Fuß der Treppe.

Ich bin diesem jungen Mitbürger (offensichtlich „mit Migrationshintergrund“), der mir ungefragt seine Hilfe anbot, sehr dankbar!

Übrigens: als ich in Ansbach wohnte, und regelmäßig zu meiner Arbeit im Taunus pendelte, bot mir hin und wieder einer von vielen anderen Zugfahrenden Hilfe mit meinem Rollkoffer in Würzburg an. Dort gab es seinerzeit noch keine Aufzüge. Ich nahm das Angebot gerne an, erlaubte mir aber, am Treppenfuß zu bemerken: „Sie kommen aber nicht von hier“ – Und tatsächlich, kamen jene Menschen, die mir ungefragt Hilfe anboten, stets nicht aus Franken! Quod erat demonstrandum!

Es ist sicher etwas gemein, aber: „Franken sind schon besonders, wie ich in etwa 2,5 Jahren dort lebend erleben „durfte“. Mein „rheinischer Humor“ schien ihnen meist schlimmer als chinesisch. Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel und natürlich gibt es auch nette und hilfsbereite Franken, die man meiner bescheidenen Erfahrung nach nur leider recht selten trifft.

Helfende Hände und von „Backsteinen und Goldbarren“

Am 6.7.25 will ich von Königswinter nach Malente zu einem Seminar zur Zukunft unserer Demokratie fahren. Dank frühzeitiger Buchung von Zügen, die es nun gar nicht mehr gibt, ist die Zugbindung aufgehoben.

Also muss ich den ICE von Köln nach Hamburg anders als geplant, mit einem Umweg über Bonn und um etwa eine Stunde früherem Reisebeginn erreichen, was dann aber möglich ist.

Kurz bevor der Zug dann kommt, frage ich einen Mitreisenden, ob er mir mit meinem Koffer beim Einsteigen helfen kann. Wir scherzen noch über plötzlich geänderte Wagenreihung, was im konkreten Fall eher kein Scherz, sondern ein Grund zum schweißtreibenden Rennen zum anderen Ende des Bahnsteigs sein kann. Aber heute ist alles gut, und wir stehen ziemlich optimal. Der nette Herr antorter mir mit: „kriegen wir hin!“, und fragt mich auch noch nach meiner Sitzplatznummer. Er trägt dann meinen Koffer durch fast den gesamten Wagen – in der Mitte ist ein Gepäckfach, und zunächst stellen wir (er) meinen Rollkoffer dort ab. Doch dann sehe ich, dass direkt hinter meinem gebuchten Sitzplatz ein weiteres Gepäckfach steht. Also gehe ich zurück, und will meinen Rollkoffer holen, doch lässt es sich mein freundlicher Helfer nicht nehmen, meinen Rollkoffer höchstpersönlich erneut durch den Wagon zu tragen. Dann sitze ich – den Rollkoffer direkt hinter mir und wir fahren gen Hamburg.

Und dann kurz vor der Ankunft in Hamburg:

Am HH-HBF gehe ich zur Ausgangstür, wo ich mit einer Soldatin und zwei anderen Frauen stehe. Die Soldatin frage ich, ob sie aussteigt. – „Ja“ – „Können Sie mr beim Ausstieg mit meinen Koffer helfen?“ – „“Klar!“ – Da meldet sich die direkt an der Tür stehende Dame: „Ich nehme ihn mit raus!“ – Die Soldatin: „Ich mache das – Sie haben doch selbst einen Koffer.“ – Darauf die dritte Dame: „Ich kann Ihnen auch helfen.“ Jetzt sind es drei:-)

Die Dame an der Tür nimmt meinen Koffer und hebt ihn hoch – „Na, sind ja keine Backsteine drin!“ – „Ne“, sage ich, „nur Goldbarren“. Jetzt mischt sich die 3. Dame wieder ein: „Dann nehme ich ihn!!!“. Eine Rauferei kann ich mit gutem Zureden nach dem Motto: „Meine Damen – beim nächsten Mal dürfen Sie mir helfen …“ noch gerade vermeiden, so dass die Dame an der Tür, die bereits „Hand angelegt hat“ das Privileg bekommt, meine nicht vorhandenen Goldbarren dem Bahnsteig zuzuführen ;)

Nun gut, der Zug hält, wir steigen alle aus und wünschen uns gute Reise. Im PKW hätte ich diese Art von kleinen, netten Begegnungen nicht – und zwar kennt auch die Bahn entgegen eines Werbespruches früherer Jahre sehr wohl „Stau“ – aber die Autofahrenden natürlich auch – und viele sitzen dann einsam in ihrer Blechkarosse und können nicht mal mit anderen Reisenden mosern, stänkern und lästern. Sind Autofahrende also nicht bedauernswerte Kreaturen – angeblich und subjektiv mit mehr „Freiheit“? Klar: „weitgehend frei von kurzen belebend schönen Begegnungen mit Mitreisenden – außer „Stoßstange an Stoßstange“!

Und dann begegne ich Spiderman (oder seiner kindliche Inkarnation)

In Hamburg geht es weiter mit dem RE nach Lübeck:

Direkt am von mir gewählten Eingang gibt es eine 4er-Gruppe, in der ein Vater mit seinem Sohn sitzen. Ob ein Platz frei sei, frage ich den Vater. Ja, setzen Sie sich. Ich sitze am Gang, neben mir der Sohn, uns gegenüber der Vater. Plötzlich sitzt der Sohn neben dem Vater und letzterer bedeutet mir, dann könne ich meinen Rucksack auf den Sitz neben mir legen.

Dann fängt der Vater (könnte Syrer der Gruppe von 2015 sein) an „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ mit seinen Sohn zu spielen. Erst „blau“, doch der Sohn sagt: „Ne – rot!“ – „Gut, also rot“. Auf jeden Fall kommt der Aufdruck auf des Jungen T-Shirts raus – und das ist ein blau-roter Spiderman.

Die beiden sprechen in fehlerfreiem Deutsch miteinander und es ist schön, ihren neckenden Umgang miteinander zu beobachten – etwa die Rechenaufgaben, die der Vater dem Sohn stellt. In Ahrensburg steigen sie aus – und wir verabschieden uns freundlich voneinander. Die beiden repräsentieren sicherlich eine gelungene Integration – ich will nicht wissen, was der Vater auf seinem Weg nach Deutschland (und zuvor) erlebt haben mag. Besser gesagt; es würde mich schon interessieren, aber es ist nicht das Setting für ein derartiges Gespräch und so frage ich auch nicht.

Aber ich freue mich über diese freundlich-offene Begegnung und das unser Land den Beiden eine (hoffentlich sichere) Heimat geben kann.

Immerhin sind wir doch ALLE Menschen „mit Würde“ – Ob nun Behinderte oder Zugewanderte!

Übergang zu SEV

Wir kommen mit so viel Verspätung (etwa 15 Minuten) in Lübeck an, so dass mein geplanter SEV nicht zu erreichen ist.

Also muss ich den Abfahrtsort für den SEV finden, was nach einigem Fragen auch gelingt. Am Bus des SEV gibt es vielfaches Befragen des dann ankommenden Buses und einige Verwirrung bei Fahrer und Reisenden. Schließlich jedoch werden alle Klarheiten beseitigt, und ich sitze im Bus, der in Eutin, aber auch in Malente hält.

Und zu guter Letzt ein unerwartetes „Privattaxi“

Mit dem SEV-Bus geht es bis zum Bahnhof in Malente. Dort suche ich den Bus 3 zur Holebystr., von wo aus es dann noch gut 700 m bis zu meinem Ziel, der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte, sein sollen.

Ich finde sie und setze mich gerade auf eine Bank, als ein PKW hält und ich durch das offene Fenster gefragt werde, wo in Malente ich denn hin wolle. Zwar hatten meine Eltern mir vor etlichen Jahrzehnten immer gesagt, ich solle mich nicht von fremden Menschen ansprechen lassen , aber erstens ist es ein älteres Ehepaar, und sie haben, wie ich glaube, im SEV-Bus hinter mir gesessen.

Und so erhalte ich auf meine wahrheitsgemäße Auskunft ein: „Wir bringen Sie hin!“. Also hilft mir der Herr, mein Gepäck in den Kofferraum zu verstauen und dann im Auto Platz zu nehmen.

Das Ehepaar, das aus Malente kommt, und gerade aus Magdeburg vom Besuch einer Freundin der Dame zurückkehrt, fragen, welches Seminar es denn gebe? Ich antworte „Deutschland, Europa und die Zukunft unserer Demokratie“ Kurz versichern wir uns gegenseitig, dass wir die derzeitigen Entwicklungen in der Welt als echt schrecklich und eine ziemliche Katastrophen empfinden, und schon sind wir da und ich habe mir eine Wartezeit von gut 40 Minuten in Malente sowie gut 700 m Laufen erspart.

Und so geht meine, ein wenig abenteuerliche Reise nach einigen wirklich netten Begegnungen mit freundlichen und hilfsbereiten Händen, bzw. den ihre Handlungen steuernden Köpfen nach etwa 9 Stunden glücklich, wenn auch etwas erschöpft, zu Ende.

Ende gut, alles gut! – Und „Der Weg war das Ziel“!

Der Einkauf der 3 mit dem Schlaganfall

Beim Einkauf ist ein anderer Kunde ein klein wenig schneller als ich und somit legt er vor mir an der Kasse auf. Als er alle Artikel aus dem Einkaufskorb auf das Transportband gelegt hat, biete ich ihm an, den Korb an meinem Ende der Kasse in die anderen zu stellen, doch er lehnt das ab, und sagt: „Bei mir geht alles etwas langsam“ – Dann schaut er mich an und sagt: „Sie hatten auch einen Schlaganfall.“ – Ich bejahe und so kommen wir ins Gespräch. Der Kunde vor mir spricht ein wenig verschwommen und erzählt, dass zunächst seine rechte Körperhälfte gelähmt war, sich aber wieder regeneriert habe. Klar, dann ist seine linke Hirnhälfte betroffen – und deshalb seine Aussprache etwas beeinträchtigt – andererseits bilden sich körperliche Einschränkungen häufig etwas besser zurück. Er sagt: „18 Jahre her.“, ich antworte: „Bei mir 21.“

Dann ist der Kunde weg und ich absolviere die Kasse. Vor der Eingangstür sehe ich einen weiteren Mann, der offensichtlich einen Schlaganfall hatte und gerade aus dem Auto steigt. Ich stelle meine Einkaufstasche in den Fahrradkorb und stelle den Einkaufswagen weg. Als ich zurück zum Fahrrad komme, steigt der Kunde vor mir gerade auf sein Fahrrad auf und fährt los – er fährt ein normales Zweirad. Der andere (Autofahrer) kommt auf mich zu. Ich sage: „Dann hätte ich Ihnen den Einkaufswagen auch gleich übergeben können.“ – Geht schon.“, antwortet er, bleibt aber stehen. Bei uns beiden ist offensichtlich, dass wir einen Schlaganfall hatten, nur ist bei ihm die rechte Körperhälfte betroffen – seine rechte Hand sehr betroffen. Und so tauschen wir unsere Erfahrungen aus – beide mussten Fahrproben machen, ich fahre lieber Fahrrad und Zug, er lieber Auto. Nun gut – ist sicher oft bequemer. So meint auch er, der Klaus heißt, dass er zu Hause einsteigen könne und am Zielort aus. Zuletzt sei er 920 km am Stück nach Wien gefahren – das sei schon viel – 600 km seien ok, 700 km auch noch, aber 920 seien echt viel. Ich sage, ich führe nicht mehr gerne Auto und das Fahrrad sei auch mein Sport und ich hätte den Gepäckkorb direkt dabei. Die gelähmte linke Seite werde mit bewegt beim Fahrradfahren und im Zug könne ich mal aufstehen und mich bewegen – im Auto täte mir nach einer Weile der linke Fuß weh. „Ja“, sagt er und deutet auf seinen Fuß, „aber Züge haben Verspätung.“ – „Ja, und Autos haben Stau.“ – „Stimmt.“ Gut: er fährt lieber mit dem Auto, ich lieber mit Zug und Rad – so sind halt Menschen unterschiedlich, selbst wenn sie dieselbe Krankheit und deren ähnliche Folgen haben. Das nennt man „Vielfalt“ – auch wenn die einigen und zunehmend auch in Deutschland nicht gefällt.

Auf jeden Fall war der Einkauf doch nett und die, wenn auch relativ kurzen, Gespräche doch nett und gegenseitig wertschätzend. Und man erkennt sich – wobei 3 von Schlaganfall Betroffene bei einem Einkauf quasi an einem Fleck ist nicht ganz alltäglich.

Ob Freibier noch zieht?

Im November 2025 besuche ich Oldenburg, um dort ein angedachtes Projekt mit meiner Mitstreiterin zu besprechen.

Auf der Rückfahrt ist der Zug von Osnabrück nach Duisburg so voll, dass die Leute im gesamten Gangbereich stehen und ich beim Versuch, die Toilette zu besuchen an diesen Reisenden vorbei und über Taschen und Koffer hinwegklettern muss. Mit Halbseitenlähmung fällt mir das nicht so leicht.

Als ich dann erfolgreich doch wieder an meinem Platz angekommen bin, und Wanne-Eickel bald erreicht wird, rufe ich: „Leute – hier gibt es Freibier“ – und schiebe hinterher: „Freifritten auch!“.

Doch als wir den Bahnhof Wanne-Eickel wieder verlassen haben, muss ich mir eingestehen, dass auch Freibier in Deutschland nicht mehr zieht :-( Was ist nur mit den Deutschen los? Ja, ich erinnere mich an die Nachricht vor einiger Zeit, der Bierkonsum in Deutschland sei zurückgegangen. Aber so krass? Armes Deutschland, was soll nur aus unserer „Wirtschaft“ werden? Ich fordere Zutatenoffenheit beim Bierbrauen und das Aus des Reinheitsgebotes – das schadet doch unserer Wirtschaft nur! Und wenn das Aus des Verbrenners ausgesetzt werden kann, sollte doch auch meine Forderung in Deutschland UND der EU umgesetzt werden können!

Herr Merz: Also bitte! – Sie versprachen doch einen „Herbst der Reformen!“ Da wird man Sie doch wohl noch auffordern können, sich endlich für unsere Wirtschaft ins Zeug zu legen! Schon Ihre Vorvorgängerin meinte: „Gut ist alles, was der Wirtschaft nutzt!“ Und dieser von Ihnen bekanntermaßen höchst-geschätzten Vorgängerin wollen Sie „nachstehen“? Echt jetzt?