„Russland will doch Frieden!“

Botschafter-Äußerungen – Ein Paradebeispiel für russische Desinformation

(DLF-„Informationen am Mittag“ am 17.9.24 nach dem Interview mit dem russischen Botschafter in DLF-Informationen am Morgen am selben Tag

(deutschlandfunk.de)https://www.deutschlandfunk.de/einordnung-interview-netschajew-dlf-af986115-100.html

Letztlich ist klar, dass die Ukrainer selbst darüber entscheiden muss, ob und welchen Frieden sie nach der eindeutigen und völkerrechtswidrigen Aggression aus Russland zu schließen bereit sind. Und bis dahin ist die Ukraine in ihrem Abwehrkampf zu unterstützen.

Die russische Desinformationskampagne verschafft sich weiter Kraft und „willige Konsumenten“ in gewissen Kreisen. Das beginnt damit, dass der KRIEG in Russland noch immer nicht als solcher benannt wird, sondern verniedlichend und irreführend als „Spezialoperation“ bezeichnet wird.

Und es geht weiter mit weiteren Unwahrheiten und „Alternativen Fakten“ durch die russische Propaganda, wie eben auch durch den russischen Botschafter im Interview des DLF, das für mich Anlass für diesen Beitrag war.

Frieden wünschen wir uns sicher alle – und am meisten die Menschen in der Ukraine und in Russland! – Ja, auch die russische Bevölkerung ist Opfer ihres diktatorischen Präsidenten, der nicht erst seit gestern Opposition und abweichende Meinungsäußerungen in seinem „Zarenreich“ nicht duldet.

Selbst Morde oder Mordversuche an Oppositionellen im Ausland, ob Skripals in Salisbury/England oder eben der „Tiergartenmord“, sind kein Tabu. Ebenso wenig willkürliche Verhaftungen, Morde an Journalistinnen in Russland und viele weitere Menschenrechtsverletzungen.

Doch wie erreicht man den Frieden? Einige sagen: „Endlich verhandeln“ – Gut und einverstanden. Nur mit wem und auf welcher Grundlage? Zum Verhandeln gehören bekanntlich zwei – und das mit gutem Willen zum Kompromiss!

Die Ukraine wurde nach dem Verfall der Sowjetunion gedrängt, auf Atomwaffen zu verzichten. Und Russland wollte ebenfalls für die Sicherheit der Ukraine garantieren, wenn die Ukraine diesen Schritt ginge.

Sieht die Gewährung der Sicherheit „a la Putin“ so aus, wie seit 2014 – oder dem 24.Februar 2022? Das wäre dann wirklich glaubhafte und erstrebenswerte „Sicherheit“ – zunächst für die Ukraine – und dann Moldawien, Polen, das Baltikum? Zentralasien? Das Denken, das sich in dieser Art von Politik ausdrückt, scheint zumindest aus dem letzten Jahrtausend – eher noch aus dem 19. Jahrhundert.

In Georgien – und sowieso in Belarus regiert Putin bereits de facto.

Und in vielen Ländern betreibt er einen hybriden Propagandakrieg.

Es liegt an uns, ob wir den oft bestenfalls Halbwahrheiten, „alternativen Fakten“, der Angstmache und den Lügen glauben – und letztlich haben WIR dann auch die Folgen zu (er-)tragen!

Nun höre ich: „Es lügen doch alle – und insbesondere die USA und die Nato!“ –

Die Wahrheit stirbt stets zuerst – und die Hoffnung zuletzt – dazwischen leider Tausende von Menschen.

Nur: was genießen wir (noch) derzeit? Wollen wir die Stasi durch den KGB und GRU ersetzen? Wollen wir wieder die Einheitspartei (die es in Putins Russland de facto ja längst gibt)? Wollen wir gleichgeschaltete Medien, eine hörige Justiz und eine geknebelte Zivilgesellschaft, wie in Russland, China, aber auch Orbans Ungarn und zunehmend Melonis Italien? Wehrpflicht und Rekrutenmisshandlung a la Russland? Den „großen Führer“ endlich wieder?

Lasst uns uns wehren, solange es noch geht!

Und der nicht wirklich uns wohlwollenden Propaganda aus Putins Trollfabriken etwas entgegensetzen. Die Stimme gegen Hass und Hetze erheben, solange wir es noch (relativ gefahrlos) können.

Und nicht relativierend sagen: „Lügen tun doch alle“ – vielleicht tun es viele – nur die einen mehr und die anderen weniger. Noch dürfen wir Faktencheck betreiben. Kämpfen wir dafür, dass das so bleibt.

Zumindest meiner Meinung nach lohnt sich das!!!!

Und übrigens ist es noch nicht lange her, dass Russland und Belarus Migrationsdruck auf europäische Grenzen ebenfalls als Mittel der Schwächung der EU einsetzten – bereits vergessen?

Welch Menschenverachtung für die flüchtenden Menschen, die hierfür benutzt und missbraucht wurden – und z.B. durch osteuropäische Wälder irrten?

Die Ukraine scheint sich um Leben und Gesundheit seiner Soldaten – und Soldatinnen – zumindest zu sorgen. Für Putin scheinen seine Soldaten nur Menschenmaterial und Bauern auf seinem Schachbrett, deren Opfer ihr Lebensziel und ihre „patriotische Pflicht“ ist. Erneut: „Für Führer und Vaterland!“ – Nur halt etwas anders und für einen anderen Führer als vor gut 80 Jahren?